Etwa 2/3 aller Frachtverkehre finden auf der Straße statt – Tendenz steigend. Der Warenwert geht in die Milliarden bei Gütern des täglichen Gebrauchs, technologisch wertvollen Produkten, Luxusartikeln, Grund- oder Fertigprodukten, Lagerware oder Ersatzteilen.
Die Güter sind zunehmend im Fokus Krimineller. Einzeltäter und organisierte Banden haben längst erkannt, dass es während der Transportkette mehrere Schwachstellen gibt, die den Diebstahl von Gütern erleichtern. Sie spähen Produktionsorte und Transportwege aus, erkunden Speditionsaufträge und Transportabläufe oder kennen Schwachstellen an Rast- und Parkplätzen.
Die Diebe handeln schnell und unauffällig.
Sie nützen die Dunkelheit, die Ruhezeit oder die kurze Abwesenheit des Fahrpersonals. Und sie scheuen nicht davor zurück, Gewalt gegen Personen anzuwenden oder erhebliche Schäden an den Transportfahrzeugen zurück zulassen. Nach Angaben der Europäischen Union summieren sich die Schäden durch Frachtdiebstähle bei Straßenverkehrstransporten jährlich auf über 8 Milliarden Euro.
Unternehmen, Frachtführer und Fahrpersonal können das Risiko eines Diebstahls durch sicherheitsbewusstes Verhalten erheblich verringern.
Es empfiehlt sich, eine geeignete Sicherungstechnik, nicht nur zum Schutz wertvoller Güter, einzusetzen. Alle Verantwortungsträger sind gefordert, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Überfällen und den daraus resultierenden körperlichen und psychischen Folgen zu schützen und materielle Schäden abzuwenden.
Die am Gütertransport Beteiligten wie Unternehmer, Frachtführer, Disponenten, Betriebsmanagement und Fahrpersonal können durch entsprechende Aufmerksamkeit, Sorgfalt und Planung rechtzeitig Gefahrenlagen erkennen und mit Hilfe technischer Mittel die Gefahr eines Überfalls verringern und somit dem Ladungsdiebstahl aktiv begegnen.
Vor der Abfahrt
Ihr Fahrzeug muss verkehrssicher und funktionstüchtig sein. Prüfen Sie vor der Abfahrt und während der Fahrt regelmäßig alle Ladungsverschlüsse und vorhandene zusätzliche Sicherungseinrichtungen.
Sind Mängel vorhanden oder während der Fahrt zu erwarten, sollten diese vor Antritt der Fahrt beseitigt werden.
Versorgen Sie sich ausreichend mit Speisen und Getränken und anderen Bedarfsgegenständen, so dass auch bei Fahrtpausen das Fahrzeug nicht zwingend verlassen werden muss.
Frachtunterlagen, behördliche Genehmigungen und Erlaubnisse enthalten häufig Informationen zu Art und Wert der Ladung. Verwahren Sie diese Dokumente sicher im Fahrzeug und bleiben Sie grundsätzlich gegenüber Unbefugten verschwiegen.
Stellen Sie sicher, dass im Notfall wichtige Rufnummern greifbar und aktuell sind. Unter der Ruf-Nr. 112 erreichen Sie europaweit über integrierte Leitstellen Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst.
Vereinbaren Sie mit Ihrem Unternehmen Kontrollmeldungen während des Transports und Verständigungsmaßnahmen im Notfall.
Unterwegs
Nehmen Sie keine Anhalter oder unbekannte Personen mit. Lassen Sie diese nicht bzw. zumindest nicht unbeaufsichtigt ins Fahrzeug.
Wird das Fahrzeug vor dem Zielort auch nur kurzfristig verlassen (z.B. WC, Tanken, Lenkpause, Erfragen der Route), müssen Führerhaus und Laderaum verschlossen sein. Zur Nachtzeit oder bei längeren Abstellzeiten das Fahrzeug wenn möglich auf beleuchteten, vorzugsweise umzäunten oder durch Personal oder Bildaufzeichnung gesicherten Plätzen, abstellen.
Planenverdecke sind mit geeignetem Schneidwerkzeug schnell und geräuschlos zu öffnen. Bevorzugen sie beim Parken Stellflächen, die durch Mauern oder Gebäude begrenzt sind und damit kaum Bewegungsspielraum zu den Längsseiten Ihres Lkw bieten.
Werden Stückgüter mit unterschiedlichen Zielorten / Adressaten transportiert oder werden Güter während der Fahrt umgeschlagen besteht das Risiko, dass unbemerkt Ladung entwendet oder an einen falschen Adressaten geliefert wird. Bei diesen Lademanövern sind Frachtpapiere und Ladung besonders aufmerksam zu kontrollieren.
Müssen Zugfahrzeug und Anhänger / Auflieger auch nur für kurze Zeit getrennt werden, sollten diese durch Zugdeichsel- oder Königszapfensicherung oder Radsperren gegen Diebstahl gesichert werden.
Auch bei Zeitverzug oder Zeitknappheit hat die Sicherheit der Frachtgüter und der Fahrzeuge und damit auch Ihre persönliche Sicherheit Vorrang. Wird die Fahrtroute unvorhersehbar geändert, sollte das Unternehmen informiert werden.
Sind Ihnen fremde Fahrzeuge oder Personen nicht geheuer, notieren Sie sich Kennzeichen, Fahrzeugtyp, Verhalten und Aussehen. Eine frühe Information der Polizei ist oft hilfreich.
Bleiben Sie im Pannenfall gegenüber ungebetenen Helfern vorsichtig; Lassen Sie sich bei Fahrzeug- oder Personenkontrollen durch Behörden die Ausweise der Kontrolleure zeigen.
Sicherheitshinweise für die Organisation
Bilden Sie eigenes Fahrpersonal regelmäßig fort. Geben Sie Leitsätze und Standards Ihres Unternehmens vor. Diese sollen überwacht und dokumentiert werden.
Sind besonders wertvolle Güter zu transportieren oder stehen offensichtlich riskante Fahrtrouten an, sollte bewährtes Fahrpersonal eingesetzt werden. Versicherungsverträge auf Leistungsumfang und -ausschlüsse prüfen.
Kriterien für die Einschätzung der Transportrisiken festlegen. Handlungsanleitungen für Störfälle und Alarmpläne aktuell halten und dem Fahrpersonal aushändigen. Ausweichrouten erstellen.
Beim Einsatz fremder Dienstleister und Subunternehmen Auswahlkriterien festlegen und dokumentieren. Haftungs- und Versicherungsverhältnisse klären.
Sicherheitshinweise vorgeben und das Einhalten von Verhaltensregeln durch das Fahrpersonal oder Subunternehmer quittieren lassen.
Häufig bestimmt die Art und das Gewicht der Ladung das einzusetzende Fahrzeug. Setzen Sie nur technisch einwandfreie und komplett ausgerüstete Transportfahrzeuge ein.
Die Funktionsfähigkeit der Sicherungssysteme (z.B. Navigationsgeräte, GPS-Tracking, Alarmanlagen, Magnetverschlüsse, codierbare Verschlussanlagen) sicherstellen und das Fahrpersonal zur richtigen Handhabung verpflichten. Technisch hochwertige und geeignete Sicherungssysteme einsetzen.
Fahrzeuge mit festem Kofferaufbau sind sicherer als mit Fahrzeuge mit Planenverdecken. Bei Werbeaufschriften Auf Inhalte verzichten, die Rückschlüsse auf die Art der Ladung zulassen.
Die Erreichbarkeit des Fahrpersonals über Mobiltelefon oder Funkverkehr sicherstellen.
Bei der Telekommunikation möglichst auf Details zu Güter, Standort, Ziel und Fahrtroute verzichten.
Dem Fahrpersonal alle wichtigen Informationen in Schriftform aushändigen.
Das Personal ist je nach Aufgabenfeld auszuwählen, auszubilden, anzuleiten und zu überwachen. Das Einhalten von Richtlinien und Verhaltensvorgaben ist in unregelmäßige Abständen zu kontrollieren, angetroffene Mängel sind abzustellen.
Je wertvoller das Frachtgut und risikoreicher der Transport, umso vertraulicher sind Kommunikationswege und -inhalte. Der informierte Personenkreis ist entsprechend zu begrenzen.
IT-Kommunikation (E-Mail) und Web-Seiten sind vielfach unsicher und angreifbar. Schützen Sie Ihre IT-Systeme mit hochwertigen Antivirenprogrammen und setzten Sie nach Möglichkeit einen Datenschutzbeauftragten ein.
Das regelmäßige Sammeln von Informationen und deren Auswertung ist unverzichtbar. Lagemeldungen der Fachpresse oder von öffentlichen Medien, Erkenntnisse zu Routen und Rastplätzen bis zu Portfolios über Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit von Subunternehmen bilden die Grundlage einer effektiven Gefahrenanalyse und dem Risikomanagement des Gütertransports.
GIB ACHT IM VERKEHR - Die landesweite Verkehrssicherheitsaktion in Baden-Württemberg.